23. Mai 2023

Freunde besuchen Freunde

Diakonie Bremen zu Gast bei unserer Partnergemeinde Schäßburg in Siebenbürgen/Rumänien

Seit mehr als 50 Jahren besteht zwischen Bremen und Siebenbürgen eine besondere Verbindung. die von Hilfsbereitschaft, Tatkraft, Mitgefühl und viel Herzlichkeit getragen wird. Erstmals nach der Corona-Pandemie hat jetzt eine kleine Bremer Delegation die Evangelische Gemeinde (A.B.) in Schäßburg besucht.

Intensive Eindrücke vom ersten Tag an

Für Dr. Karla und Peter Schmaltz sowie Helga Müller war es eine weitere Fahrt nach Siebenbürgen: Sie gehören zu den Pionieren und waren bereits unzählige Male in Schäßburg. Annette Müller begleitete ihre Mutter zum ersten Mal – und auch für Landesdiakoniepastorin Karin Altenfelder und Ute Schröder, bei der Diakonie Bremen für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, war es eine Premiere mit vielen intensiven Eindrücken.

Nach einem kurzen Stadtbummel durch die Straßen mit den pastellfarbenen Häusern rund um die Klosterkirche, deren Fassade und Dach aufwändig restauriert wurden, erfahren die „Frischlinge“ gleich am ersten Tag viel über Rumänien und die Geschichte der Siebenbürger Sachsen. 18 anerkannte Minderheiten leben in Rumänien; Polen, Ungarn, Juden, Armenier und Russen gehören dazu genauso wie 30.000 Deutsche.

Einige davon warten mit Kaffee und Kuchen im evangelischen Stadtpfarramt auf die Bremer Gäste: Die Küsterin, Verwaltungsangestellten sowie der Kirchenvorstand begrüßen die norddeutsche Reisegruppe. Zum Kirchenvorstand gehören: Dieter Zikeli, Annemarie Iclozan, Günther Müller, Gabriela Osan, Edith Barbu, Lieselotte Baier, Dieter Fritsch und Hans Bruno Roth. Die dienstälteste Kirchenvorsteherin bekommt einen Blumenstrauß. Annemarie Iclozan feiert nämlich ihren 78. Geburtstag und hat trotzdem am Vormittag reichlich Krapfen und den typischen Blechkuchen Hanklich zu backen.

An ihrer Lebensgeschichte wird deutlich, welch Vielvölkergemisch in Siebenbürgern zu Hause ist. Sie selbst ist Sächsin und kann lebhaft berichten, wie sie nach dem Krieg im kommunistischen Rumänien ihren Glauben verheimlichen musste. Geheiratet hat sie einen Rumänen, der vor sieben Jahren verstarb. Ihre beiden Töchter sind verheiratet: die jüngere mit einem Ungarn, denn in Siebenbürgen leben auch viele Ungarn, die ältere mit einem Rumänen. Dieser aber lebt und arbeitet seit einiger Zeit in Westfalen – auch ein typischer Lebenslauf der Schäßburger: Viele, die hier geboren sind, arbeiten im Ausland, viele sind in den 1990er Jahren nach Deutschland ausgewandert. 

 

Besuch des Pflegenestes

Seit fast 30 Jahren gibt es das Pflegenest, das durch die Diakonie Bremen und viele Spender*innen unterstützt wird. Fünf Frauen und ein Ehepaar leben in dem verwinkelten Haus gegenüber der Klosterkirche.  Die Initiatorin dieser Diakoniestation, zu der auch zwei Apartments für betreutes Wohnen sowie das Angebot „Essen auf Rädern“ gehören, war die im vergangenen Jahr verstorbene Bremer Schwester Antje. Ihr Name fällt in diesen Tagen oft. Mittlerweile wird das Pflegenest von Zsuzsanna Nagy geleitet. Es arbeiten insgesamt sechs Frauen hier.

King Charles und Deutsch-Weißkirch

Ein Besuch nach Deutsch-Weißkirch und seine beeindruckende Kirchenburg gehört zu den weiteren Höhepunkt der Siebenbürgen-Reise. Das sehr ursprüngliche Dorf wird von der Stiftung des britischen Königs Charles unterstützt. Der König besitzt hier Ländereien und ein Haus und stattet dem Ort regelmäßig Besuche ab.

Bremer Geschichte in der Kirchenburg

Interessante Einblicke in die Siebenbürger Geschichte liefert das kleine Museum in der Kirchenburg. Zwischen Truhen, Trachten und Tellern wartet ein Stück Bremer Geschichte: Hinter Glas befindet sich ein kleines Säckchen mit der Aufschrift F. Missler – eine Bremer Auswandereragentur aus der Bahnhofstraße aus dem 19./20. Jahrhundert.

Gottesdienst und Foto-Ausstellung über Partnerschaft

Der Sonntag beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche. „Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten“: Pastorin Karin Altenfelder hält die Predigt in dem von Stadtpfarrer Dr. Hans Bruno Fröhlich gestalteten, liturgisch geprägten Gottesdienst. Im Anschluss lädt die Gemeinde im Kreuzgang zu Kaffee und Kuchen und einer Ausstellung ein: Verwalter Dieter König hat die im vergangenen Jahr 50 Jahre bestehende Partnerschaft zwischen Schäßburg und Bremen mit vielen Fotos dokumentiert. Vor den Schautafeln gibt es immer wieder ein großes Hallo, als die Betrachterinnen und Betrachter sich selbst oder liebe Weggefährten wiedererkennen. 

Ein Besuch in der Schäßburger Bergkirche und dem angrenzenden Friedhof sowie eine Fahrt durch die wunderschöne Landschaft rund um Leschkirch runden den Besuch ab.

"Es waren eindrucksvolle, bereichernde Tage. Wir sind dankbar über die herzliche Aufnahme und hoffen, dass diese Freundschaft weiter mit Leben gefüllt wird", sagt Landesdiakoniepastorin Karin Altenfelder.

Auf Spenden angewiesen

Da die Menschen, die zum Beispiel die Angebote des Pflegenests in Anspruch nehmen, nur einen kleinen Anteil der Kosten durch ihre geringen Renten decken können, ist das Pflegenest auf Spenden angewiesen. Das Diakonische Werk Bremen trägt einen wichtigen Teil zur Finanzierung des Pflegenests bei, indem es jährlich einen fest vereinbarten Betrag an die Kirchengemeinde überweist. Dieser Betrag wird durch Spenden aufgebracht. Wir freuen uns, wenn Sie diese Partnerschaft unterstützen.

Spendenkonto der Diakonie Bremen: IBAN DE66 5206 0410 0006 4075 10
Stichwort: Pflegenest Schäßburg

Text: Ute Schröder

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