Wie soll mein letzter Weg aussehen?
Ulrike John-Köhler bietet in Friedehorrst Gesundheitliche Versorgungsplanung an
Selbstbestimmt bleiben bis in die letzte Lebensphase hinein, das ist der Wunsch vieler Menschen. Doch was ist, wenn man in einen vorübergehenden oder dauerhaften Zustand kommt, in dem die eigene Entscheidung nicht mitgeteilt werden kann? Über den Umgang mit dem eigenen Sterben zu sprechen, stellt für viele eine große Hürde dar. Diese zu überwinden, ist der Sinn der Gesundheitlichen Versorgungsplanung (GVP). Ulrike John-Köhler ist beim Dienst für Senioren und Pflege (DSP) in Friedehorst die Ansprechpartnerin, wenn es um solche oder ähnliche Fragen geht: Wie sehen meine Wünsche für den letzten Weg aus? Und wie können sie formuliert werden, damit sie auch dann umgesetzt werden, wenn ich es selbst nicht mehr sagen kann? Das Ziel ist es Behandlungsentscheidungen so vorauszuplanen, dass eine Behandlung nach individuellen Wünschen erfolgt, auch wenn diese in einer Notsituation oder krankheitsbedingt nicht mehr persönlich geäußert werden können.
Angebot für Bewohner*innen
Der Duft von Hyazinthen und frischem Kaffee weht durch den Raum. Knallgelbe Osterglocken stehen auf dem Tisch und Sonnenstrahlen schicken Wärme durch das Fenster: In einer freundlichen Atmosphäre empfängt Ulrike John-Köhler ihre Besucher*innen.
Seit Februar 2021 ist sie in Sachen GVP im Einsatz und dafür von Ulm nach Bremen gezogen. Die studierte Gerontologin ist froh, dass sie sich für dieses wichtige Thema beruflich engagieren kann. Denn weit verbreitet ist die GVP noch nicht. In der Diakonie Bremen ist Friedehorst die einzige Einrichtung, die diese anbietet. „Es ist ein Angebot für unsere Bewohner*innen. Und wer möchte, kann es in Anspruch nehmen.“, betont Ulrike John-Köhler. Finanziert wird die GVP durch die Krankenkasse.
„Die Patientenverfügung, als eine Möglichkeit der Dokumentation der eigenen Wünsche, ist schon gut etabliert“, weiß die Expertin. „Knapp ein Drittel unserer Bewohner*innen in den stationären Einrichtungen hat sie. In der jungen Schwerstpflege sind es hingegen die wenigsten, bei denen eine Patientenverfügung vorliegt.“ Fehlt sie, kann Ulrike John-Köhler gemeinsam mit den Menschen ihre Wünsche für den letzten Weg herausfinden und festhalten.
Ganz wichtig: ein Vertrauensverhältnis
„Dafür muss zuerst einmal ein Vertrauensverhältnis da sein“, sagt Ulrike John-Köhler. Bei Neuzugezogenen stellt sie sich zunächst einmal vor und bei Bedarf bespricht sie dann (unverbindlich) mit den Bewohner*innen das GVP-Angebot. Dafür bekommt sie manchmal auch einen Tipp aus dem Team. „Die meisten möchten über Sterben und Tod nicht gerne sprechen. Sie haben das Gefühl, sie würden es herbeireden.“ Ulrike John-Köhler geht sensibel und mit Fingerspitzengefühl an diese Gespräche heran, versucht herauszufinden, was ihrem Gegenüber wichtig ist, was ihn oder sie belastet. „Alles läuft ganz vertraulich ab. Wichtig ist es immer wieder im Gespräch zu bleiben.“ In der Beratung zu diesem existentiellen Thema gibt es aber auch viele schöne Momente. „Ich habe am Ende eines Termins auch schon einmal gehört: ,Jetzt habe ich keine Angst mehr‘“, sagt die Gerontologin lachend.
Welche Werte habe ich? Was bedeutet für mich lebenswert? Solche wichtigen Fragen versucht Ulrike John-Köhler zu klären, oftmals auch mit Hilfe von Angehörigen. Wie lange dieser Prozess dauert, ist verschieden – übereinstimmend ist eine Erleichterung, wenn alles unter Dach und Fach ist.
Was sich Ulrike John-Köhler wünscht, ist ein Netzwerk. Auf Hospiz- und Palliativebene sei dieses innerhalb der Diakonie bereits vorhanden, aber im Bereich der Beratung fehle es. „Gerade für einen fachlichen Austausch wäre es sehr hilfreich.“