14.07.2020

Neu in der Diakonie: Hood Training

Im Interview sprechen Daniel Magel und Detlev Busche über die Anfänge, Herausforderungen und Ziele des Hood Trainings.


Hood Training ist soziale Arbeit, Lifestyle und Movement. Es bietet Kindern und Jugendlichen neue Optionen und Chancen, die sich aus persönlicher Motivation, aktiver Jugendkultur sowie Teamwork ergeben; nach dem Motto „Niemals stehen bleiben“. Durch das regelmäßige Partizipieren an den organisierten Programmen von Sport, Kunst und Kultur ist es möglich, die eigenen Fähigkeiten, das eigene Selbstvertrauen und die persönlichen Perspektiven der Teilnehmenden zu fördern, worauf auch das pädagogische Konzept von Hood Trainings basiert.


Mit Abstand sitzen sich Daniel Magel und Detlev Busche im Sitzungszimmer des Diakonischen Werks Bremen gegenüber. Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise entfällt der sonst übliche Handschlag heute. Trotzdem merkt man gleich, dass sich der frühere Sozialpädagoge aus Alten Eichen (71 Jahre) und der Inklusionspädagoge und Gründer der Hood Training gGmbh Daniel Magel (37 Jahre) – so unterschiedlich sie auch sein mögen – sich auf einer anderen Ebene nah sind. Sie haben großen Respekt voreinander und vor der beruflichen Leistung des jeweils anderen.

„Ich habe Daniel vor etwa acht Jahren kennengelernt. Damals hat mich die Art, wie er mit Jugendlichen arbeitet gleich fasziniert“, betont Detlev Busche. Er beschreibt es als eine Mischung aus klarer Ansage und viel Empathie. „Und immer mit der Botschaft: Auch ich komme aus diesem Stadtteil und hatte es nicht leicht. Aber ich habe es geschafft und auch ihr könnt es schaffen. Das ist eine großartige Message“, so Busche. 

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Der Anfang in Tenver

Die Hood Training gGmbH wurde neu gegründet, aber das dahinterstehende Konzept gibt es schon lange. „Am Anfang waren wir eine Clique Jugendlicher aus Tenever. Wir haben uns im alkoholfreien Jugendcafé oder im Freizi in Tenever getroffen. Und wir wollten etwas gegen das schlechte Image des Stadtteils unternehmen“, beschreibt Daniel Magel die Geburtsstunde seiner gemeinnützigen GmbH. Ein großer Wunsch sei es damals gewesen, etwas eigenständig auf die Beine zu stellen. Und dank der Unterstützung einiger Förderer entstand so Hood Work Tenever. „Der Name kommt daher, dass ich selbst aus der Hood komme. Ich kenne jede Ecke in der Hood und kann daher nochmal ganz anders mit den Jugendlichen aus dem Stadtteil sprechen als zum Beispiel ein zugezogener Streetworker“, so Magel. Dieser mache seine Arbeit gewiss auch gut, doch er habe selbst den Anspruch, mit den Jugendlichen auf Augenhöhe zu sprechen, weil er selbst mal einer von ihnen war und ist. „Es muss einfach jemanden geben, der an die Jugendlichen glaubt und ihnen Selbstvertrauen vermittelt – dafür ist der Sport ideal“, so Magel.

So gibt es bei Hood Training inzwischen an acht Standorten (Grohn, Lüssum, Gröpelingen, Huchting, Kattenturm, Osterholz-Tenever, Stuhr, Delmeenhorst) offene Angebote. Hier können die Jugendlichen einfach vorbeikommen (aktuell aufgrund der Corona-Krise in kleineren Gruppen) und gemeinsam Sport machen, kreativ sein und sich ausprobieren. „Die Jugendlichen helfen sich auch gegenseitig und werden so in unseren Freizeitangebote Teil eines Netzes und entwickeln Selbstvertrauen“, so Magel. Auch sei es so quasi nebenbei möglich, grundsätzliche Regeln, wie Sauberkeit, Pünktlichkeit, Respekt oder Nächstenliebe zu vermitteln.

„Es muss einfach jemanden geben, der an die Jugendlichen glaubt und ihnen Selbstvertrauen vermittelt – dafür ist der Sport ideal“

Daniel Magel, Hood Training

"Dafür hätte ich mich in meiner Arbeit in Alten Eichen noch stärker einsetzen sollen“, sagt der Rentner mit Blick auf seine 37 Jahre in der diakonischen Jugendhilfeeinrichtung in Bremen-Horn. „Diese Kids brauchen einen Bereich, wo sie Bestätigung bekommen. Dafür ist der Sport ideal.“ Detlev Busche beschreibt die Arbeit von Hood Training als eine Mischung aus Streetwork, Gemeinwesenarbeit, offene Jugendarbeit und Erziehungshilfen. „Dieser Mix und alles um den Sport herum, das ist einfach großartig.“

Ein langer Weg

Durch das vielfältige Angebot von Aktivitäten - gemeinsamen Sport, das Produzieren von Musik Beats, Videos, und Fotos, aber auch durch die Unterstützung von und Teilnahme an größeren Events -  ermöglicht das Hood Training den Jugendlichen das Entdecken der eigenen sportlichen und persönlichen Stärken. Der Weg zu dieser Vielfalt, zur Gründung einer gGmbH, war nicht immer nur leicht, betont Daniel Magel lächelnd. Die schweren Zeiten seien aber auch wichtig gewesen, um dorthin zu gelangen wo Hood Training heute ist. „Es war Teil des Weges, um hierher zu gelangen“, so Magel. So entwickelte sich dank dem großen Engagement der Gründer und vieler helfender Hände sowie Sponsoren Hood Work Tenever schließlich zur Hood Training gGmbh.

„Wir haben mit 19 Jahren angefangen, etwas Eigenes aufzubauen. Dann hat jeder sich zwischendurch ein paar Jahre auf die eigene Ausbildung, das Studium oder den Zivi konzentriert. Damals lag alles kurzzeitig auf Eis“, erinnert sich Daniel Magel. Er selbst habe nach der Zeit beim Bund Inklusionspädagogik studiert, nebenbei viel geboxt, Bodenkampf gemacht, über Training und Ernährung gelesen und sich im Grunde intensiv auf den Job vorbereitet, den er heute hat. „So mit 21 Jahren etwa war mir klar, dass ich im sozialen Bereich arbeiten möchte. Ich habe viele echt schlimme Jobs gemacht und wollte das einfach nicht mehr. Dann habe ich bei der Lebenshilfe und beim Landessportbund gearbeitet – und schließlich 2009 im Freizi Blockdiek eine Gruppe übernommen.“ Und gleichzeitig ging es mit den Plänen des Eigenen weiter. Hood Training war erst bei einem Judoverein angesiedelt, wurde dann zu groß und ging daraufhin zu einem anderen Träger. „Das hat aber leider irgendwie nicht so richtig gepasst", so Magel.

Doch diese Höhen und Tiefen führten dann schließlich zur Gründung einer eigenen gGmbH im Sommer 2019. „Ich habe mich umgeschaut und mit vielen Leuten gesprochen, vom Landessportbund, mit Detlev und so haben wir schließlich die GmbH gegründet“, so Magel.

„Ich bin überzeugt, dass das was ihr macht affengeil ist! Das braucht Bremen und das braucht die Jugendhilfe!“

Detlev Busche, Sozialpädagoge im Ruhestand

Zum Team gehören jetzt fünf Personen, die die Organisation übernehmen, sowie auch hauptamtliche Trainer und Ehrenamtliche. Und das Wachstum geht weiter: „Jetzt sind wir auch Jugendhilfeträger und planen ambulante Angebote“, so Magel. Auch soll es ein inklusives Training in der Grohner Dühne zusammen mit dem Martinsclub geben. Und die bestehenden Angebote wie Hood Girlz (ein Training nur für Mädchen) und die Sportparks sollen weitergeführt werden.

Von der Ich-AG zum Jugendhilfeträger

„Ich habe die Entwicklung von Hood Training lange beobachtet, habe gesehen, wie sie sich professionell aufstellen. Ich denke, die große Herausforderung wird nun sein, von der ursprünglichen Ich-AG zu einem professionellen Jugendhilfeträger zu werden, der von den anderen akzeptiert wird“, sagt Busche aufgrund seiner Erfahrung. Für Newcomer sei es immer schwierig, unter dem kritischen Blick der anderen zu bestehen. „Ich bin überzeugt, dass das was ihr macht affengeil ist! Das braucht Bremen und das braucht die Jugendhilfe!“, betont Busche deutlich. Er selbst wolle sich für Hood Training einsetzen, Kontakte vermitteln und unterstützen – und erhofft sich das auch von der Diakonie, unter dessen Dach die Hood Training gGmbH seit März 2020 als Mitglied steht. „Die Diakonie ist mein alter Laden und da hoffe ich, dass ihr Unterstützung bekommt – innerhalb der Diakonie und auch darüber hinaus. Denn ohne Kooperationen geht nichts“, so Busche.

Auch Daniel Magel ist froh, nun bei der Diakonie angekommen zu sein: „Kulturen und Glaube hat mich immer schon interessiert – eines meiner Fächer bei der Inklusionspädagogik war Religion.“ Das Studium an der Uni Bremen habe er sich hart erarbeitet, denn in seinem Leben musste er einige Hürden überwinden. 1983 in Kasachstan geboren kam er 1995 nach Deutschland und zog 1996 nach Tenver, wo er seine Heimat, seine Nachbarschaft, seine Hood, fand. „Ich habe viel Rassismus erlebt, von meinen Lehrern zum Beispiel. Das wollte ich anders machen und den Jugendlichen vermitteln, dass auch sie es schaffen können“, so Magel. 

Alle dürfen mitmachen

Mit dem Leitbild des Diakonischen Werks könne sich Hood Training gut identifizieren. „Wir haben es gleich auf unsere Homepage genommen. Denn zu uns kann jeder und jede kommen. Es geht darum, die Jugendlichen zu erreichen, Vorbild zu sein und Selbstvertrauen oder Werte wie Nächstenliebe und Respekt zu vermitteln.“

Jetzt geht es darum, das Angebot weiter auszubauen und sich als Jugendhilfeträger gut aufzustellen. „Es liegt viel Arbeit vor euch, aber ich wünsche euch wirklich, dass es euch gelingt und ihr Erfolg habt“, betont Busche. Daniel Magel lächelt ihn herzlich an: „Wäre ich von unserer Arbeit nicht überzeugt, würde ich diesen Weg nicht gehen.“

 

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Text: Regina Bukowski

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