22.10.2019

25 Jahre im Dienst Gottes

Vertreter*innen des Diakonischen Werks Bremen besuchen Jesus-Gemeinde in Riga und feiern das Dienstjubiläum der Diakonie-Sozialstation

 

Die Jesus-Gemeinde Riga mit ihren rund 800 Mitgliedern liegt zentral in der lettischen Hauptstadt. Da viele Menschen in Riga nur wenig verdienen und daher in großer Armut leben, hat die Gemeinde vor 25 Jahren entschieden, eine Diakonie-Sozialstation aufzubauen. Diese bietet ein kleines Altenheim, einen Kindergarten, Hausbesuche, eine Kleiderkammer und eine Apotheke. Diese Angebote werden nach wie vor rege genutzt und sind nur dank des großen ehrenamtlichen Engagements von 30 Freiwilligen vor Ort und der finanziellen Unterstützung zahlreicher Partnerorganisationen aus ganz Deutschland möglich.

Hier mehr über die Partnerschaft mit Riga erfahren!

Besuch der Sozialstation

Viele dieser Partner und Partnerinnen besuchten die Jesus-Gemeinde anlässlich der Konferenz zum 25-jährigen Bestehen der Diakonie-Sozialstation im Oktober 2019. Das umfangreiche Programm zur Feier des Jubiläums begann mit einem gemeinsamen Abend im Gemeindehaus. Die dortige Sozialstation wurde gezeigt und die wichtige Arbeit von den beiden Mitarbeiterinnen Jolanta Cukure und Ilze Kolma vorgestellt. „Das Haus sollte schon immer den Aktivitäten der Gemeinde dienen. Anfangs gab es ärztliche Beratungen in der Kirche, dann haben die Senioren beschlossen, dass sie hier in diesem Haus wohnen wollten. Im Vertrauen auf Gott sind wir diesen Weg gegangen und während der 25 Jahre hat sich die Arbeit immer weiter erweitert. Wir sind dankbar, dass wir diesen Dienst für die Gemeinde und die ganze Gesellschaft leisten dürfen“, sagt Jolanta Cukure bei der Vorstellung der Geschichte der Diakonie-Sozialstation.  Im Erdgeschoss des Hauses gibt es sechs Zimmer für die Senioren, jede und jeder hat ein einzelnes Zimmer. Tagsüber sind zwei oder drei Mitarbeitende vor Ort, nachts ist ein Nachtwächter da.

Kleiderkammer und Apotheke

Gezeigt wurden nacheinander die Kleiderkammer, der Raum für Bibelstunden, die Räume der Kita und die Apotheke mit Sprechzimmer. „Zu uns kommen Menschen, die Probleme haben. Das können Obdachlose sein, aber auch Senioren mit geringen Renten, die sich ohne unsere Unterstützung entscheiden müssten, ob sie Medizin oder Essen kaufen“, sagt Ilze Kolma bei der Vorstellung des Apothekenraums in der Sozialstation. „Dank der Hilfe, die wir von unseren Partnern bekommen, füllen sich die Schränke immer wieder“, so die Mitarbeiterin der Diakonie-Sozialstation.

Langjährige Partnerschaften

Die Gruppe aus Deutschland trifft sich nach der Führung in den Räumen der Kindergruppe Lämmchen, wo tagsüber zwischen 7 und 19 Uhr 25 Kinder betreut werden. Hier haben die Partner*innen aus Deutschland die Gelegenheit sich beim gemeinsamen Abendessen, vorbereitet von der Gemeinde, gegenseitig kennenzulernen. Viele der Partnerschaften mit der Jesus-Gemeinde, wie auch die des Diakonischen Werks Bremen, reichen schon viele Jahre zurück.

Hilfe für Mütter und Kinder

Am nächsten Tag fuhr die Gruppe mit ihren 15 Gästen aus Deutschland durch die lettischen Landschaften zu einem Mutter-Kind-Haus außerhalb Rigas. Hier werden Frauen aufgenommen haben, die schwanger sind oder Kinder bekommen haben und vor Problemen – zum Beispiel der Obdachlosigkeit – stehen. Das Haus liegt sehr weit außerhalb und ist nur über kaum befestigte Straßen zu erreichen. Deshalb hatten die Gründerinnen des Angebots zunächst das Haus als Geschenk nicht annehmen wollen. Doch dann schauten sie es sich an und stellten fest, dass es genau das war, was sie suchten. Es wurde mit Hilfe vieler Spenden renoviert und 2003 eröffnet. Seit 2016 konnte offiziell die Arbeit aufgenommen werden. In den vergangenen vier Jahren lebten in den sechs Zimmern 28 Frauen – zusammen mit je einer von vier Hausmüttern, die mit den Frauen leben und arbeiten.

Zufluchtsort für Frauen

Die Probleme der Frauen (zwischen 15 und 44 Jahren) seien sehr unterschiedlich – ob ein schwieriges Elternhaus, einen Partner, der Alkoholiker ist oder kein Dach über dem Kopf – die Mütter finden in diesem Haus einen Zufluchtsort. Bleiben sollen sie in der Regel ein halbes Jahr, bis die Situation grundsätzlich geregelt ist und sie einen Ort haben, wo sie leben können.

Eine der Hausmütter erzählt, dass viele der Frauen manches erst lernen müssten. So sei eine 35-Jährige bei ihnen gewesen, die erst lernen musste, Kartoffeln zu kochen und um Garten zu arbeiten oder auch ihr Kind zu stillen und zu baden. Dabei unterstützen die Hausmütter und zeigen den Frauen alles, was ihnen im Alltag später helfen kann, so zum Beispiel auch das Einkochen von Gemüse. Jede der Hausmütter ist im Monat an acht Tagen da – je für 24 Stunden. Dafür bekommen sie einen – wenn auch geringen – Lohn. Für diese Arbeit gibt es keine Unterstützung vom Staat. Die Arbeit finanziert sich fast ausschließlich durch Spenden.

Konferenz in der Jesus-Kirche

Am dritten Tag des Partnerschaftsbesuches stand die Konferenz in der Jesus-Gemeinde zu Riga auf dem Programm, zu der auch viele Diakoniemitarbeitenden aus Gemeinden in ganz Lettland anreisten. Es gab Vorträge von Pastor Eberts Bikse (Jesus-Gemeinde) zur Diakonie als Erscheinung der Kirche und Gemeinde, Pastorin Dr. Ursula Schoen (Prodekanin des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt und Offenbach) zur Diakonie früher und heute, Landesdiakoniepastor Manfred Meyer (Diakonie Bremen) zur Diakonie in der Gesellschaft und Pastor Oskars Smoļaks (Diakonie Lettland) zur Diakonie als Mission. Einen zentralen Aspekt brachte Landesdiakoniepastor Manfred Mexer auf den Punkt: „Diakonie, Diakonische Gemeinde sein, ist Aufgabe aller - von Frauen und Männer, alt und jung - die sich im Namen Jesus Christus versammeln.“ (weitere Zitate der Vorträge sind auf Twitter unter dem #DiakonieKonferenzRiga zu finden). Der Tag fand seinen festlichen Abschluss durch Musik der Chöre der Gemeinde. 

Feierlicher Abschluss des Besuchs

Der Partnerschaftsbesuch endete mit einem Gottesdienst am Sonntag und einem festlichen Abendessen im Guthaus Ramava, das von der Gemeinde betrieben wird. Neben Dankesworten der Partner und Partnerinnen an die beiden Diakonie-Mitarbeiterinnen Jolanta Cukure und Ilze Kolma – deren Engagement Landesdiakoniepastor Meyer mit den Worten lobte: „Ihr seid Säulen dieser Gemeinde“ – , dem fantastischen Essen und dem gemeinsamen Singen war ein weiteres Highlight eine Sandkünstlerin, die mit Sand auf eine wunderbare Art die Geschichte der Diakonie der Jesus-Gemeinde erzählte.  Ein gelungener Abschluss eines facettenreichen Partnerschaftsbesuch in Riga.

Text: Regina Bukowski

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