12.08.2021

Diakonie Katastrophenhilfe legt Jahresbericht 2020 vor

Die Welt im Ausnahmezustand

 

Millionen Menschen leiden derzeit unter den Folgen akuter Katastrophen – in vielen Regionen der Welt und auch im Westen und Süden Deutschlands. In Anbetracht der steigenden Risiken fordert die Diakonie Katastrophenhilfe dringend größere Anstrengungen bei der Prävention humanitärer Krisen. Dies gilt für Naturkatastrophen ebenso wie für Hunger- und Gewaltkrisen.

„Menschen, die von einer Katastrophe betroffen sind, brauchen Unterstützung – ob in Nordrhein-Westfalen, Ostafrika oder Afghanistan. Denn in der Regel sind sie in ihrer Existenz bedroht und haben ihre Lebensgrundlage verloren“, sagt Landesdiakoniepastor Manfred Meyer, Vorstand des Diakonischen Werks Bremen e.V. „Allen Spenderinnen und Spendern, die es der Diakonie Katastrophenhilfe möglich machen Hilfe zu leisten, hier in Deutschland und auch weltweit Menschen in Not beizustehen, gilt mein Dank. Gemeinsam müssen wir aber auch die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen dafür einsetzen, dass die Prävention von Katastrophen einen hohen Stellenwert bekommt.“ Die Diakonie Katastrophenhilfe hat im Jahr 2020 107.054 Euro Spenden und Kollekten im Land Bremen erhalten. Das ist etwas weniger als im Vorjahr (2019: 120.177 Euro).

Diakonie Katastrophenhilfe konnte im vergangenen Jahr 170 Projekte in 39 Ländern durchführen und hat dafür 37,5 Millionen Euro bereitgestellt. Die meisten Mittel sind 2020 mit 5,2 Millionen Euro in den Südsudan gegangen. Die Spendeneinnahmen lagen 2020 mit 28,6 Millionen Euro deutlich über denen des Vorjahres (2019: 23,9 Millionen Euro). Besonders positiv ist der Zuwachs der zweckungebundenen Spenden, die um 4,4 Millionen Euro zugenommen haben. Für die Hilfe im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gingen etwa 2,3 Millionen Euro zweckgebundene Spenden ein, für die Unterstützung der Menschen nach der Explosion in Beirut etwa 1,5 Millionen Euro.

Die Einnahmen aus öffentlichen Zuwendungen von der Bundesregierung, der Europäischen Union und den Vereinten Nationen lagen mit 14,9 Millionen Euro etwa 1,4 Millionen unter dem Niveau des Vorjahres (2019: 16,3 Millionen Euro). Das ist allerdings nur eine Momentaufnahme, da die Drittmittel immer in Raten ausgezahlt werden und somit Schwankungen unterliegen. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Diakonie Katastrophenhilfe ihre Gesamteinnahmen mit 50,3 Millionen Euro um knapp drei Prozent steigern (2019: 49 Millionen Euro).

Titelseite des Jahresberichts 2022

Diakonie Katastrophenhilfe zur aktuellen Lage in Deutschland

Am Montag war die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe Dagmar Pruin nach Schleiden in Nordrhein-Westfalen gereist, um sich ein Bild von der Lage in den Flutgebieten zu machen. „Die Gespräche mit Betroffenen der Katastrophe haben mir klargemacht, wie groß die Herausforderungen der kommenden Monate sind“, so Pruin, „zunächst geht es um unbürokratische Soforthilfen wie Bargeld oder Trockengeräte. Anschließend steht die Mammutaufgabe Wiederaufbau an.“ Da die Diakonie Katastrophenhilfe weder staatliche noch Versicherungs-Leistungen ersetzen will, ist dabei entscheidend, sich eng mit Behörden und anderen Hilfsorganisationen abzustimmen. „Unsere internationale Erfahrung mit Flutkatastrophen werden wir für die Menschen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nutzen“, sagt Pruin. „Der Klimawandel ist kein Horror-Szenario, sondern längst Realität. Wir befürchten, dass diese Art Ausnahme-Katastrophen mehr und mehr zur Regel werden.“ Daher brauche es weltweit, aber auch in Deutschland, deutlich höhere öffentliche Investitionen in die Vorsorge, den Bau von Dämmen, Rücklaufbecken oder Schutzräumen.

Neben dem infrastrukturellen Hochwasserschutz müsse der Staat auch Warnsystemen und Trainings für die Bevölkerung in von Hochwasser bedrohten Regionen mehr Aufmerksamkeit schenken, damit die Menschen wissen, was im Falle einer Katastrophe dieses Ausmaßes zu tun ist. „Wir sind nicht schutzlos ausgeliefert, sondern können unsere Situation verbessern – wenn wir frühzeitig aktiv werden. Das aber passiert weiterhin viel zu selten. So leider auch in einigen Teilen Afrikas, wo wir gerade eine Katastrophe erleben, die durch frühzeitiges Eingreifen hätte abgemildert werden können: der Hunger, der sich immer weiter zuspitzt.“

Auch diese Katastrophe sei nicht von heute auf morgen gekommen. „Die Zeichen und Warnungen waren mehr als eindeutig, doch sie wurden von politischer Seite ignoriert“, so Pruin. „Die internationale Gemeinschaft hätte deutlich besser reagieren müssen – zum Beispiel hätten Vorräte angelegt und der Zugang für internationale Hilfsorganisationen zu den bedrohten Menschen verbessert werden können.“

Zur aktuellen Lage im Südsudan, den Jemen und Äthopien

Die Diakonie Katastrophenhilfe blickt mit großer Sorge auf Länder wie Südsudan, den Jemen oder Äthiopien. „Die Zahl der Menschen, die weltweit kurz vor einer Hungersnot stehen, hat binnen zwei Jahren um 50 Prozent auf 41 Millionen zugenommen“, erklärt Pruin. Die Gründe dafür sind vielfältig: Wetterextreme wie Dürren und massive Überschwemmungen; im Falle von Äthiopien der Krieg in Tigray; die Folgen der Corona-Pandemie für Menschen, die im vergangenen Jahr von einem Tag auf den anderen ihre Lebensgrundlage verloren haben; in Ostafrika eine Heuschreckenplage ungekannten Ausmaßes.

Über das Hilfswerk

Die Diakonie Katastrophenhilfe wurde 1954 gegründet. Sie ist das Hilfswerk für humanitäre Hilfe der evangelischen Kirchen in Deutschland. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen unterstützt die Diakonie Katastrophenhilfe Menschen, die Opfer von Naturkatastrophen, Krieg und Vertreibung geworden sind und diese Notlage nicht aus eigener Kraft bewältigen können. Die Hilfe wird unvoreingenommen von politischer Einstellung, Religion, Geschlecht, Hautfarbe und Nationalität geleistet. Dabei achtet das Hilfswerk auf strikte Neutralität und ist in seinen Entscheidungen unabhängig.

Hier mehr über die Arbeit der Diakonie Katastrophenhilfe erfahren!

Zum Vergleich: Ergebnis des Vorjahres

Die Diakonie Katastrophenhilfe hat im Jahr 2019 120.177 Euro Spenden und Kollekten im Land Bremen erhalten. Das ist etwas mehr als im Vorjahr (2018: 115.260 Euro). „Vielen Dank allen Spenderinnen und Spendern, die es der Diakonie Katastrophenhilfe möglich machen, weltweit Menschen in Not zu unterstützen“, sagt Landesdiakoniepastor Manfred Meyer, Vorstand des Diakonischen Werks Bremen e.V. Bundesweit gingen 2019 Spenden in Höhe von 23,9 Millionen Euro bei dem evangelischen Hilfswerk ein. Der leichte Anstieg (2018: 23,6 Mio. Euro) ist darauf zurückzuführen, dass die Spenden für die Nothilfe nach dem verheerenden Wirbelsturm Idai in Mosambik im März 2019 besonders hoch waren.

DieDiakonie Katastrophenhilfe hat 2018 115.260 Euro Spenden im Land Bremen erhalten. In dieser Summe sind alle Kollekten und Spenden aus der Region enthalten. Es ist ein etwas niedrigeres Ergebnis als im Vorjahr (2017: 145.453 Euro), aber dennoch ein sehr gutes Ergebnis. „Gerade die Spenden an die Diakonie Katastrophenhilfe machen immer wieder deutlich, dass Menschen weltweite Entwicklungen und Katastrophen nicht vergessen, sondern im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten die Katastrophenhilfe unterstützen“, sagt Landesdiakoniepastor Manfred Meyer, Vorstand des Diakonischen Werks Bremen e.V., zu dem auch die DKH in Bremen gehört. Bundesweit haben Spenderinnen und Spender die Arbeit der DKH im vergangenen Jahr mit rund 23,6 Millionen Euro unterstützt. Das ist ebenfalls ein etwas geringeres Ergebnis als im Vorjahr (2017: 27,2 Mio. Euro).


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