11.02.2022

Arbeit, Leben und Zukunft

Neues Motto für das ALZ

Zehn verschiedene Stadtteile, zehn unterschiedliche Angebote, ein gemeinsames Ziel – die sozialdiakonische Arbeit in Bremen macht Kirche erlebbar und schafft Möglichkeiten der Begegnung. „Kirche ist ein Ort für Kultur und Soziales – sie wendet sich den Menschen zu“, betont Semhar Duhm, Mitarbeiterin in einer sozialdiakonischen Stelle der BEK, auch intern 10-B-Stellen genannt. Sie ist Geschäftsführerin des ALZ in Tenever und sozialdiakonische Mitarbeiterin in der Ev. Trinitatisgemeinde (Zusammenschluss der Gemeinden Tenever, Ellener Brok und Blockdiek).

Nah bei den Menschen

„Ich sehe mich als Auge für die Kirchenkanzlei der Bremischen Evangelischen Kirche, denn ich bin vor Ort im Stadtteil. Ich sehe, was hier los ist, was im Alltag der Menschen passiert“, so Duhm. Ihr sei es wichtig, in ihrem Arbeitsalltag verschiedenen Menschen aus verschiedenen Nationalitäten und Generationen auf Augenhöhe zu begegnen. „Ich möchte, dass wir alle uns gemeinsam stark machen für den Stadtteil und für ein gutes Leben aller Menschen hier – das macht mir Freude an meiner Arbeit.“ Die Begegnungsstätte ALZ in Tenever sei dafür ideal, denn hier kommen Menschen zusammen – Alt und Jung, Männer und Frauen, verschiedene Nationalitäten, Kulturen und Religionen.

 

 

Neue Ausrichtung des ALZ

Eine erste große Aufgabe für Semhar Duhm als Geschäftsführung des ALZ, eine Stelle, die sie seit September 2021 innehat, war die Umbenennung der Begegnungsstätte. „Früher hießen wir Arbeitslosenzentrum, kurz ALZ. Mir war es wichtig, uns als Begegnungsstätte weiter zu öffnen und ein lebendiges Miteinander zu gestalten. Unsere Angebote richten sich nicht mehr nur an Menschen ohne Arbeit. Deshalb haben wir einen neuen Namen gesucht“, so Duhm. Da die Abkürzung ALZ im Stadtteil sehr fest verankert ist, sollte diese erhalten bleiben. Die neue Namensidee kam dann vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit aus dem Haus der Kirche. „Frau Hatscher ist schließlich auf den neuen Namen gekommen, der wirklich wunderbar passt: Arbeit-Leben-Zukunft.“  

Alleinstellungsmerkmal „offen für alle“

Die Begegnungsstätte ALZ richtet sich an alle Menschen aus dem Region Ost, insbesondere dem Stadtteil Tenever, die Kontakt und Austausch suchen. „Einzigartig hier im Stadtteil ist, dass wir uns wirklich an alle Menschen richten – also nicht nur an bestimmte Personengruppen, wie an Frauen oder Familien“, so die Geschäftsführerin. Alle seien herzlich willkommen bei den Beratungsangeboten (Migrations-, Sozial- und Schuldnerberatung) und den offenen Treffen. So gibt es ein offenes Frühstück (donnerstags 10 bis 13 Uhr), ein Frauenfrühstück (freitags 10 bis 13 Uhr) und ein offenes Kaffee (montags von 15 bis 17 Uhr). „Wir haben natürlich auch Stammgäste, aber alle sind herzlich willkommen – ob jemand arbeitslos ist oder arbeitet und an dem Tag frei hat. Es geht um Austausch und Begegnung im Stadtteil.“

Beim Frühstück und Kaffee (wo es manchmal auch Kekse oder Kuchen gibt) helfen Ehrenamtliche mit. „Ohne die Ehrenamtlichen wäre es wirklich schwierig – sie sind unsere rechte Hand und helfen uns wirklich sehr bei den offenen Angeboten.“

Um diese Angebote zu finanzieren, bittet die Begegnungsstätte immer um eine kleine Spende. Es ist kein fester Selbstkostenbeitrag – alle geben, was ihnen möglich ist.

Corona hat vieles verändert

Die offenen Angebote seien immer eine gute Möglichkeit, die Begegnungsstätte ALZ und die Angebote dort kennenzulernen, neue Menschen zu treffen, sich auszuruhen und nachzudenken. „Man kann bei uns auch spielen, lesen oder feiern“, so Duhm. Vieles sei möglich, es sei ein offenes Haus. Doch durch die Pandemie sei man natürlich auch in der Begegnungsstätte eingeschränkt worden und musste umdenken. Vor der Pandemie sei das Haus immer voll gewesen, manchmal habe es richtig Schlangen beim Frühstück gegeben. „Als es 3G-Regelungen gab kamen meist zwischen 5 und 10 Personen zu den offenen Frühstücks- und Kaffeeangeboten. Im Moment dürfen wir aber leider gar nicht öffnen aufgrund der hohen Inzidenzen“, bedauert Duhm.

Familiengeschichten verbinden

Als studierte Ethnologin hat sich Semhar Duhm schon lange mit dem Thema Familie beschäftigt. „Seit ich denken kann begleitet mich das Thema Familie. Ich glaube, dass sich alle Themen des Menschseins in Familiengeschichten wiederfinden – Familiengeschichten, die sich über Generationen erstrecken.“ Sie selbst ist Christin und möchte mit ihrer sozialdiakonischen Arbeit dazu beitragen, dass Gespräche über eben diese Familiengeschichten im Stadtteil entstehen. Gespräche zwischen Kirche und Gesellschaft, Kunst und Kultur, Mensch und Gott. „Es gibt diesen Bedarf miteinander ins Gespräch zu kommen – dafür kann es nie zu viel Raum geben.“

Gemeinde und Begenungsstätte zusammenbringen

Semhar Duhm ist mit der Kirchengemeinde Blockdiek sehr verbunden und wünscht sich, die Angebote der Trinitatisgemeinde und der Begegnungsstätte ALZ noch weiter zu verknüpfen. „Meine Eltern sind aus einem Bürgerkriegsland geflüchtet und leben inzwischen seit 45 Jahren in Bremen“, erzählt die 36-Jührige. „Damals haben sie sich in der Gemeinde Blockdiek sehr gut aufgenommen und willkommen gefühlt. Daher haben sie meine Brüder und mich zu allen Angeboten geschickt“, sagt sie lächelnd. Ob Kinderchor, Kinderkirche, Taufe und Konfirmation – Semhar Duhms Kindheit und Jugend wurde durch das Gemeindeleben geprägt. Auch ihre Töchter hat sie in Blockdiek taufen lassen, obwohl sie selbst inzwischen in einem anderen Stadtteil wohnt. „Meine Eltern sagten immer, dass die Familie Blockdiek ein Stück Familie für uns war. Immer wenn ich dorthin gehe spüre ich, wie viel mir die Gemeinde bedeutet.“  Deshalb ist es für sie umso wichtiger, die Gemeinde und die Menschen aus dem Stadtteil Tenever miteinander zu vernetzen – damit Gespräche und Begegnungen entstehen. Denn das ist Semhar Duhms sozialdiakonischer Auftrag und die Idee hinter dem neuen ALZ – Arbeit, Leben, Zukunft. 

Text: Regina Bukowski

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