15.06.2022

„Jeder Tag in der Bahnhofsmission ist anders“

Laura Steinecke ist froh, ihr Freiwilliges Jahr bei der Bahnhofsmission zu machen, denn es hat ihren Blickwinkel verändert

 

Laura beginnt morgens oft etwas früher ihren Dienst in der Bahnhofsmission. „Ich komme gerne in Ruhe an und koche erstmal einen Kaffee. Dann kann der Tag starten“, sagt die 19-Jährige. Sie hat ihr Freiwilliges Jahr fast hinter sich und ist froh, hier ihren Bundesfreiwilligendienst (BFD) absolviert zu haben. „Jeder Tag in der Bahnhofsmission ist anders, es gibt keinen typischen Tag. Es kann sein, dass wir drei Stunden lang nur mit einem Gast beschäftigt sind oder dass wir 20 Gästen in einer Stunde zum Beispiel mit Kleinigkeiten wie Kopien weiterhelfen.“

Im Bahnhof unterwegs

Bei einem Gleisauftrag helfen die Mitarbeiter*innen der Bahnhofsmission Menschen mit einer Einschränkung oder älteren Menschen dabei, das Gleis im Hauptbahnhof zu wechseln. Die Bahnhofsmission bietet Unterstützung und Orientierung. „Manche Gäste wollen sich einfach nur etwas unterhalten oder in der Umsteigezeit einen Kaffee trinken. Man unterhält sich dann einfach, wohin die Reise geht. Es ist total unterschiedlich. Jeder Tag ist einfach super spannend aufs Neue“, so Laura.

Reportage gab den Ausschlag

Nach dem Abitur war für Laura klar, dass sie nicht gleich studieren gehen wollte. Deshalb hatte sie sich für einen Freiwilligendienst entschieden. Auf der Seite der Diakonie Bremen war sie über den Bereich Wohnungslosenhilfe auf die Bahnhofsmission aufmerksam geworden. „Ich hatte zufälligerweise ein paar Tage vorher eine Reportage über die Bahnhofsmission gesehen und wusste daher, was die machen und fand das total interessant. Dann habe ich mich beworben und es hat geklappt – und nun sitze ich hier und habe ein total tolles Jahr hinter mir!“

Ein besonderes Jahr

Ein Jahr, das auf viele Arten ganz besonders war. „Wir haben hier den Raum der Stille – dort gibt es Gesangbücher, ein Kreuz, Bibeln und einen Punkt der nach Mekka zeigt. Einige Taxifahrer kommen zu uns zum Beten. Den Teppich müssen sie zurzeit allerdings selbst mitbringen in Zeiten von Corona.“ Das ist nur eine von vielen Besonderheiten, die Laura während ihres Freiwilligenjahres in der Pandemie erlebt hat. Und auch die Folgen des Ukraine-Krieges waren während dieses Jahres spürbar. „Als die Flüchtlinge aus der Ukraine hier am Bahnhof ankamen, haben wir uns bestimmte Züge herausgesucht und uns mit Schildern zu zweit ans Gleis gestellt. In der Anfangszeit haben wir die Betroffenen dann zur Notunterkunft gebracht.“ Die Sprachbarriere sei zwar manchmal problematisch, aber mit Händen und Füßen sei es irgendwie zu schaffen. „Es sind immer alle sehr dankbar – das sind natürlich keine schönen Schicksale, denen man hier im Freiwilligendienst begegnet. Das hat ja auch keiner so geplant, aber wir sind im Team gut miteinander im Austausch. Wenn einen etwas beschäftigt, haben die anderen ein offenes Ohr und man kann es sich von der Seele reden.“ 

 

Berührungsängste verlieren

Für das Freiwillige Jahr bei der Bahnhofsmission hat sie sich auch deshalb entschieden, weil sie mit Menschen arbeiten wollte, mit denen sie sonst weniger zu tun hatte – Wohnungslose, Süchtige – um die Berührungsangst zu verlieren. „Denen zu helfen, das war für mich ein entscheidender Punkt für mich zu sagen: ich probiere mal etwas Neues aus, ich nehme die Herausforderung an!“ Und das war für sie auch die richtige Entscheidung, was sie jeden Tag aufs Neue merkt. „Ich würde es wieder so machen – der Freiwilligendienst hat mir so viel beigebracht. Dankbarkeit und Wertschätzung für das, was ich habe. Ich habe ein Dach über dem Kopf und muss nicht hungern. Das lernt man anders wertzuschätzen, wenn man mit Menschen zu tun hat, für die das nicht selbstverständlich ist.“ Sie würde einen Freiwilligendienst – egal in welchem Bereich – jedem empfehlen, weil man solche Erfahrungen nicht woanders sammeln kann. Die Bahnhofsmission stehe dabei ganz oben auf ihrer Liste: „So viele Leute wissen gar nicht, was wir eigentlich machen und wie wichtig das ist.“

Das sagen unsere Freiwilligen...

Laura absolviert ihr Freiwilliges Jahr bei der Diakonie Bremen. Sie ist bei der Bahnhofsmission am Hauptbahnhof eingesetzt und unterstützen dort die Gäste. Was ihr daran so gut gefällt, erzählt sie im Video:

Zum Schutz Ihrer Persönlichkeitssphäre ist die Verknüpung mit dem Video-Streaming-Dienst deaktiviert. Per Klick aktivieren Sie die Verknüpfung. Wenn Sie das Video laden, akzeptieren damit Sie die Datenschutzrichtlinien des Video-Streaming-Dienstes. Weitere Informationen zu den Datenschutzrichtlinien des Video-Streaming-Dienstes finden Sie hier: Google - Privacy & Terms

Text: Regina Bukowski

Mehr zu diesem Thema finden Sie in unserem Magazin:


Kontakt für Rückfragen: