30.03.2022

„Das Freiwillige Jahr hat meinen Berufswunsch bestärkt“

Mascha erzählt von ihrem Freiwilligen Jahr in der Pflege im NRZ und von ihren Erfahrungen in der Rollstuhl-Rugby-Nationalmannschaft

 

„Ich wollte nicht nur auf der Couch sitzen“ – so beschreibt die 18-jährige Bremerin Mascha ihre Motivation, sich nach dem Abitur für ein Freiwilliges Jahr bei der Diakonie Bremen zu bewerben. Unsicher sei sie gewesen, welches Studium das richtige für sie sei – daher sah sie den Bundesfreiwilligendienst (BFD) als Übergang zwischen Schule und Studium und als Orientierungsmöglichkeit. „Medizin hatte ich schon lange als Gedanken im Kopf – doch erst das Freiwillige Jahr hat mich so richtig darin bestärkt“, erzählt Mascha.

Vielfältige Aufgaben im Freiwilligen Jahr

Beworben hatte sie sich ursprünglich für einen Platz im Krankenhaus – doch aufgrund von zu vielen Bewerber*innen wurde Mascha das Neurologische Rehazentrum Bremen Friedehorst in Bremen-Lesum als Einsatzstelle zugeordnet. „Ich bin in der Pflege auf einer Station für Kinder und Jugendliche eingeteilt. Der Reha-Bereich ist anders als die Arbeit im Krankenhaus, weil die Patient*innen länger bei uns sind. Wir unterstützen dabei, zurück ins Leben zu kommen und das gefällt mir gut“ sagt Mascha. Ihre Aufgaben als Freiwillige im BFD sind vielfältig, langweilig sei es auf der Station nie. Mascha misst Vitalwerte, assistiert bei der Wundversorgung oder betreut die Kinder und Jugendlichen im Alltag. „Wir spielen Spiele oder quatschen einfach ein wenig – aber auch beim Essen oder Duschen helfe ich, wenn da Unterstützung gebraucht wird.“  

 

Pflege ist ein herausfordernder Beruf

Was Mascha nicht macht sind Transfers der Patient*innen.  „Dabei muss man selbst stabil sein. Da ich eine Körperbehinderung von Geburt an habe, die meine Beine und das Laufen betrifft, habe ich selbst kein gutes Gleichgewicht. Aber meine Einsatzstelle nimmt darauf Rücksicht – solche Aufgaben übernehme ich dann nicht. Und ich darf mich auch öfters mal hinsetzen“, erzählt Mascha. Obwohl sie ihr Freiwilliges Jahr sehr schätzt und sie die medizinischen Themen sehr interessieren, würde sie später nicht so gern in die Pflege gehen: „Es ist ein körperlich sehr anstrengender Beruf - das merke ich auch jetzt schon. Ich bin extra auf einer Reha-Station, da dort der Pflegeanteil etwas geringer ist, so ist es für mich möglich, das Freiwillige Jahr zu machen.“  

Teil der Nationalmannschaft

Körperliche Anstrengung hat Mascha in ihrer Freizeit mehr als genug – denn sie spielt Rollstuhlrugby im Nationalkader. „Das kam alles schneller als gedacht. Im Juni 2020 habe ich mit Rollstuhl-Rugby angefangen, seit Januar 2021 bin ich im Kader“, erzählt sie. Dankbar und glücklich sei sie, dass sie diesen Leistungssport nebenbei machen kann. Sowohl das wöchentliche Training ihrer Heimmannschaft in Achim als auch die Trainingslager der Nationalmannschaft werden in ihrem Dienstplan berücksichtigt. „Manchmal muss ich auch Urlaub nehmen, aber bisher hat es immer geklappt, dass ich an den Trainings teilnehmen konnte.“ Und das hat sich gelohnt – denn kürzlich hat die Nationalmannschaft den vierten Platz bei der Europameisterschaft in Paris belegt und sich damit für die Weltmeisterschaft in Dänemark qualifiziert. „Es war mein erstes internationales Turnier – es war aufregend und hat Spaß gemacht. Eine tolle Erfahrung.“

Pädagogische Begleitung steht zur Seite

Auch ist ihr Hobby eine Möglichkeit, die Welt zu sehen. Denn die Turniere finden weltweit statt und ebenso die Trainingslager. „Wir waren schon zum Trainieren auf Lanzarote, wollen noch nach Kolumbien fliegen und auch in Kanada gibt es große Turniere“, so die 18-Jährige. Dabei bleibt allerdings – mit dem Freiwilligen Jahr und dem Leistungssport – wenig Zeit zum Ausruhen. Deshalb spricht Mascha gerade mit ihrer Pädagogin Birgit Meyer, die sie durch das Freiwillige Jahr begleitet.  „Birgit hat vorgeschlagen, dass ich eventuell etwas weniger Stunden arbeite, also zum Beispiel einen Tag weniger, damit es mir am Ende nicht zu viel wird mit dem Sport und der Arbeit.“ Schließlich gehe es im Freiwilligen Jahr darum, Erfahrungen zu machen und Spaß zu haben bei der Arbeit. „Es macht viel Spaß, aber ich habe eben auch wenig Zeit zum Entspannen. Ich bin froh, dass Birgit die Änderung vorgeschlagen hat.“ Als pädagogische Begleitung im Freiwilligen Jahr ist Birgit für ihre Freiwilligen bei Fragen oder Problemen erreichbar, besucht die Freiwilligen in der Einsatzstelle und führt Seminare durch.

 

Online-Seminare mit kreativen Impulsen

Aktuell finden die Seminare aufgrund der Pandemie online statt - Mascha wünscht sich aber wieder mehr Präsenz-Seminare. „Es ist leichter vor Ort die anderen Freiwilligen kennenzulernen – und man muss sich auch bei einer Videokonferenz anders konzentrieren, weil man immer auf den Bildschirm schaut.“ Trotzdem bemühen sich Birgit und die Referent*innen immer darum, die Seminare abwechslungsreich zu gestalten. „Es fällt ihnen immer etwas kreatives ein – heute hatten wir zum Beispiel erst politische Bildungsinhalte und im Anschluss ein Online-Escape-Spiel.“

Einsatzstelle unterstützt die Freiwilligen

Ein Vorteil der Online-Seminare sei allerdings, dass Mascha dann etwas länger schlafen kann, weil der Fahrtweg wegfällt. „Ich wohne in Huchting und brauche mit den öffentlichen Verkehrsmitteln tatsächlich anderthalb Stunden zu meiner Einsatzstelle. Das ist bei Früh- und Spätschichten natürlich nicht so ideal. Aber mir wurde eine Unterkunft am NRZ angeboten – das ist eine tolle Unterstützung“, erklärt Mascha. Sie habe ein Zimmer im „Elternhaus“, wo Eltern übernachten können, wenn die Kinder in der Reha sind. Dort schläft Mascha unter der Woche fast immer. Am Wochenende und nachts wird sie nicht eingesetzt – was in der Pflege nicht selbstverständlich ist. „Pflege hat ja keine 5-Tage-Woche und ich weiß, dass ist auch bei verschiedenen Einsatzstellen unterschiedlich. Aber ich werde am Wochenende nicht eingesetzt. Also wenn ich daran großes Interesse hätte, könnte ich das in Absprache mit meiner Anleitung bestimmt organisieren, dass ich da einmal reinschnuppern kann“, so Mascha. Insgesamt fühlt sie sich sehr wohl und unterstützt durch ihre Einsatzstelle, das Neurologische Reha-Zentrum Bremen Friedehorst. „Ich kann ein Freiwilliges Jahr auf jeden Fall weiterempfehlen – es hat mir bei der beruflichen Orientierung sehr geholfen und ist eine tolle Erfahrung!“

Text: Regina Bukowski

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