27.01.2023

Wie die Johanniter-Unfall-Hilfe Menschen Sicherheit gibt

Drei Geschichten aus dem Leben von begeisterten Mitarbeitenden

 

Die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) unterstützt ganz unterschiedliche Menschen. Sei es ein offenes Ohr im Begegnungszentrum, Erste-Hilfe beim Hausnotruf oder die Ausbildung zum Ersthelfer. Als Mitarbeitende bei der JUH erwarten einen immer neue Aufgaben. Kein Tag ist wie der davor: nur die Nächstenliebe bleibt gleich. Drei Beschäftigte erzählen von ihrer abwechslungsreichen Arbeit bei der Johanniter-Unfall-Hilfe.

Arbeiten bei den Johannitern ist geprägt von Abwechslung, Menschen und viel Freude am Geben. Besonders die Johanniter-Unfall-Hilfe steht im ständigen Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen. Wir unterstützen, wo wir können, und wollen jedem einen sicheren Ort zum Wohlfühlen, Austauschen und Zusammenkommenn bieten. Was dazu gehört und wie vielseitig unsere Aufgabenbereiche sind, erzählen drei begeisterte Johanniter.


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Das bunte Leben am Buntentorsteinweg – wie Nicole Rosenberger Menschen zusammenbringt 

Jeder Hausnotruf ist eine andere Herausforderung – und Dylan Armstrong findet für alle eine Lösung

Erst-Helfer-Kurse retten Leben – Helfen lernen bei Sabine Maltzahn


Das bunte Leben am Buntentorsteinweg – wie Nicole Rosenberger Menschen zusammenbringt

Im Stuhlkreis sind noch Plätze frei. Gleich startet die Sitzgymnastik. Doch jetzt geht erst einmal die Eingangstür des Begegnungszentrums Buntentor auf. „In der nächsten Woche komme ich nicht, Frau Rosenberger“, ruft die Besucherin, die mit Unterstützung eines Rollators Richtung Saal geht. „Ich muss zum Arzt.“ Dafür hat Leiterin Nicole Rosenberger natürlich Verständnis. Die Sozialarbeiterin freut sich, dass nach der Coronapause wieder Leben in der Begegnungsstätte der Johanniter-Unfall-Hilfe eingezogen ist. „Bei uns steht von Montag bis Freitag offene Altenarbeit auf dem Programm“, sagt Nicole Rosenberger. Dass die Johanniter Bremen auch in diesem Bereich aktiv sind, ist eher unbekannt.

 

„Wir sind viel mehr als Blaulicht.“

Acht Mitarbeitende sind am Buntentorsteinweg im Einsatz, drei davon ehrenamtlich. „Wir bieten vor allem Projekte an“, sagt  Nicole Rosenberger. Sport, Kultur, Digitales – die Themen sind vielfältig. „Wir schauen auch immer, was unsere Besucher*innen brauchen und möchten. Hier geht es vor allem um niedrigschwellige Angebote. Kommen darf jeder, unsere Tür steht für alle aus dem Stadtteil offen.“ So sind die hellen Räume für manche Besucher*innen ein Ort, wo sie mit ihren Bekannten einen Kaffee trinken und schnacken können. „Manche kommen mehrmals die Woche, andere nur speziell zu einer Veranstaltung.“

Viele Gruppen haben ihre Heimat im Begegnungszentrum der Johanniter

Dass immer etwas los ist, dafür sorgen auch andere Gruppen, die im Begegnungszentrum ihre Heimat haben. Qigong, Tanzsport, Brettspiele, Chor, Lesekreis oder wie an diesem Nachmittag Sitzgymnastik bereichern den Alltag der Senior*innen. Außerdem gibt es eine Kooperation mit dem Martinshof. „Da backen wir zum Beispiel mit älteren, beeinträchtigten Menschen“, sagt Nicole Rosenberger. Die große Küche macht das möglich.

 

„Wir freuen uns immer über Menschen, die eine Idee haben und diese bei uns umsetzen möchten. Da stehen wir gerne mit Rat und Tat zur Seite“

Und auch neue Teilnehmende sind herzlich willkommen. „Die große Frage ist immer: Bin ich schon alt genug für ein Begegnungszentrum für Senioren?“, sagt Nicole Rosenberger schmunzelnd, die dann alles tut, um die Schwellenangst abzubauen. „Die meisten sagen im Nachhinein, dass sie schon viel eher hätten kommen sollen.“ 

Ein Credo im Begegnungszentrum der Johanniter ist: Die Besucher*innen sollen so lange autark bleiben wie möglich. „Sie sollen uns nicht als Personen brauchen, sie sollen hier selbstständig sein.“ Das bedeute aber nicht, dass ihnen Hilfe verwehrt wird. Im Gegenteil: „Gerade bei Problemen, die mit dem Älterwerden zusammenhängen, suchen die Menschen das persönliche Vier-Augen-Gespräch.“ Und das bekommen sie auch! Genauso wie Hilfe oder Beratung bei Fragen zu Pflege, Schulden oder Gesundheit. „Da verweisen wir dann an andere Träger.“ 

Nicole Rosenberger ist seit 2011 bei der Johanniter-Unfall-Hilfe angestellt. Seit 2013 leitet sie das Begegnungszentrum. Am Buntentor arbeitet sie sehr gern. „Es ist eine sinnvolle Aufgabe, und sie ist vielfältig. Kein Tag ist wie der andere.“ Corona hat natürlich alles durcheinandergewirbelt. Lange mussten die Türen geschlossen bleiben. Es gab stattdessen Hofkonzerte, man hat Obst verteilt. „Wir sind präsent geblieben.“ Die Folgen der Pandemie spürt sie bei den Besucher*innen aber deutlich, betont die Mutter dreier Söhne. „Viele haben abgebaut, das ist schon auffällig. Viele sind erkrankt, auch psychisch, viele verstorben.“ 

Und die Angst ist bis heute bei einem Teil da.

Wir übernehmen für die Menschen aus der Neustadt Verantwortung
 

Mit ihren Angeboten wollen die Johanniter dieser Angst entgegenwirken. Dass sie sich für ihre Leute aus der Neustadt verantwortlich fühlen, ist deutlich spürbar. „Wenn jemand ein, zwei Wochen nicht auftaucht, rufen wir an oder gehen mal vorbei“, sagt die Sozialarbeiterin.

Und daher ist es immer super, wenn man sich vorher abmeldet, damit sich niemand Sorgen machen muss.

Jeder Hausnotruf ist eine andere Herausforderung – und Dylan Armstrong findet für alle eine Lösung:

Wenn Dylan Armstrong zur Arbeit kommt, dann weiß er nicht, was ihn erwartet. Wird es stressig oder kann er zwischendurch in Ruhe etwas essen? Muss er nur nach dem Rechten sehen oder doch den Rettungswagen alarmieren? Der 25-Jährige ist Einsatzfahrer im Hausnotruf der Johanniter-Unfall-Hilfe. „Was hinter der Tür auf mich wartet, das ist immer spannend“, sagt der besonnene junge Mann. Egal, was es ist: „Es ist eine sinnvolle Aufgabe und wir werden bestens darauf vorbereitet.“

Eine ungewöhnliche Karriere: vom Heizungsbauer zum Rettungshelfer

Der gebürtige Hildesheimer hat beruflich erst einen anderen Weg eingeschlagen und eine Lehre zum Heizungsbauer abgeschlossen. Danach leistete er ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)  beim Hausnotruf der Johanniter in Hannover. Da hat er gemerkt: Das ist das richtige für ihn. Nach einer Ausbildung zum Sanitäts- und danach zum Rettungshelfer ist er dort beruflich voll eingestiegen. „Vier Jahre war ich in Hannover. Dann wollte ich mal etwas anderes sehen und bin nach Bremen gewechselt.“ Hier fühlt er sich genauso wohl:

„Egal, wo man bei den Johannitern ist – überall wird man familiär aufgenommen. Es herrscht ein gutes Klima.“

Rund 3000 Schlüssel hängen in einem kleinen Raum in der Einsatzstelle an der Julius-Bamberger-Straße in Habenhausen. So viele Menschen sind über einen Knopf an Armband oder Kette mit dem Hausnotruf der Johanniter in Bremen verbunden. Wird dieser Knopf betätigt, machen sich Dylan Armstrong oder seine Kolleg*innen auf den Weg. „Aber auch wenn jemand die notwendige Tagesmeldung vergisst, schauen wir nach.“

„Ich kümmere mich um die Erstversorgung.“

Die meisten Menschen, die den Hausnotruf nutzen, sind Senior*innen. „Hauptsächlich alarmieren sie uns, weil sie gestürzt sind und nicht alleine aufstehen können.“ Glücklicherweise bleibt das überwiegend ohne Folgen. „Sonst rufe ich den Rettungswagen und kümmere mich bis dahin um die Erstversorgung.“ 

Heiße Tage sind oftmals arbeitsintensiv. „Wenn es warm ist und die älteren Leute zu wenig trinken, wird ihnen schwindelig und sie fallen. Nach zwei Gläsern Wasser sieht die Welt dann schon wieder besser aus.“ Fünf Fahrten bestreitet Dylan Armstrong, der seinen Namen britischen Vorfahren zu verdanken hat, im Schnitt während einer Zwölf-Stunden-Schicht. „Es können aber auch mal zehn werden.“ Was ihn motiviert, ist neben der Hilfsbereitschaft auch die Reaktion der Klient*innen:

 

„Alle sind dankbar, das ist auch eine schöne Seite an diesem Job.“

Manchmal passieren auch kuriose Dinge. „Ich habe auch schon Schildkröten gesucht, die unters Sofa gekrochen waren.“ Oder er stand am Weihnachtstag plötzlich im Wohnzimmer, überrascht beäugt von der versammelten Verwandtschaft. „Als ich dann zwei kleine Kinder entdeckt habe, wusste ich, was passiert war: Die Knöpfe an der Basisstation blinken so schön.“

Am Ende seines FSJ hat er zum ersten Mal einen Verstorbenen vorgefunden. „Das war nicht so leicht für mich“, sagt Dylan Armstrong. „Aber es gibt bei den Johannitern psychosoziale Notfallversorger oder auch die Teamleitenden, mit denen man sprechen kann.“ Er habe sofort gemerkt: „Reden hilft viel.“ 

So gerne der 25-Jährige auch im Hausnotruf arbeitet, möchte er sich doch weiterbilden: „Langfristig würde ich gerne im Rettungsdienst arbeiten.“ Sehr gerne bei den Johannitern.

Erst-Helfer-Kurse retten Leben – Helfen lernen bei Sabine Maltzahn

Die fröhliche Frau mit den langen blonden Haaren strahlt: „Vom ersten Tag an habe ich mich willkommen gefühlt. Wir sind ein tolles Team, es ist immer ein Geben und Nehmen.“ Sabine Maltzahn ist Erste-Hilfe-Trainerin bei der Johanniter-Unfall-Hilfe und liebt ihren Job. Nur eins bedauert sie: „Schade, dass ich hier nicht schon viel eher gelandet bin“, sagt die 58-Jährige lachend.

Drei bis vier Erste-Hilfe-Kurse erteilt Sabine Maltzahn pro Woche. Es ist ein Vollzeitjob, zu dem neben ein wenig Verwaltungsarbeit auch die aufwändige Desinfektion der Ausrüstung gehört. 

„Die meisten Menschen, die herkommen, um den Erste-Hilfe-Kurs zu machen, sind kaum motiviert“, weiß Sabine Malzahn, die vorher lange Jahre als medizinische Trainingstherapeutin und Ernährungsberaterin gearbeitet hat. Das frustriert sie aber keineswegs. Im Gegenteil: Das spornt sie an. „Es dauert nicht lange und es wird gelacht“, freut sie sich. Wenn sie dann am Ende noch hört, dass es „bombig Spaß gemacht“ habe, ist ihre Freude groß.

Wenn sie berichtet, dass ihre Kollegen von den Johannitern Bremen auf dem Deichbrand-Festival einen Menschen reanimieren konnten, ist ihr die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden sicher. Sie legt Wert auf einen abwechslungsreichen Unterricht. „Das läuft hier interaktiv ab mit Rollenspielen und Circle-Training.“ Sie schafft es, dass sich alle darauf einlassen, die Fahrschüler*innen genauso wie die Belegschaften der unterschiedlichsten Firmen.

„Mein Herzensziel ist aber, dass ich Menschen dazu befähige, in einer Notsituation zu helfen. Denn alles ist besser als nichts zu tun.“

Die Ausbildung zur Ersthelferin hat rund vier Monate gedauert

Das Sprechen vor unbekannten Menschen macht Sabine Maltzahn nichts aus. Schon früher hat sie Kurse in Ernährungsberatung gegeben. Und sie ist von den Johannitern Bremen gut vorbereitet worden. Zunächst hat sie die Sanitätshelfer-Ausbildung gemacht, danach das sogenannte fachdidaktische Aufbaumodul sowie ein pädagogisches Grundlagenseminar besucht. Im Anschluss folgte die Praxisphase. Und dann kam die Prüfung. Das alles hat vier Monate gedauert. „In dieser Zeit ist alles andere an mir vorbeigegangen. Ich habe nur gelernt, wollte zwischendurch auch schon mal alles hinschmeißen. Aber ich bin auch sehr ehrgeizig und wollte meine Chance nutzen.“ Das hat sie getan. 

Jetzt freut sie sich jeden Tag über das herzliche Miteinander und die Wertschätzung, die sie erfährt. „Außerdem wird es nie langweilig. „Ich lerne immer neue Menschen kennen, denen ich viel mitgeben kann.“ Ihren Job kann die Mutter zweier erwachsener Töchter aus voller Überzeugung empfehlen. Einzige Voraussetzung: „Man muss offen sein und immer freundlich bleiben“, sagt Sabine Maltzahn und strahlt wieder.

Es gibt darüber hinaus noch viel mehr zu entdecken. Die Diakonie Bremen bietet viele verschiedene Projekte, Freiwilligenarbeit und Jobs. Auf unserer Webseite gibt es noch viel mehr Inspiration für Nächstenliebe…

 

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