"Bremen braucht Arbeit des Café Papagei und Streetwork"
Diakonie-Vorständin Karin Altenfelder besucht Anlaufstelle für Wohnungslose der Inneren Mission - Ungeklärte Haushaltslage sorgt für belastende Situation
In der Bremer Bahnhofsvorstadt zwischen hohen Verwaltungsgebäuden, kleinen Ladenzeilen, Imbissen und Nachtclubs liegt das Café Papagei. Seit 2014 ist die Einrichtung des Vereins für Innere Mission (VIM) eine wichtige Anlaufstelle für wohnungslose Menschen. „Ich bin beeindruckt, mit wieviel Herzblut hier gearbeitet wird, und ich bin betroffen, welche massiven Einschnitte hier angesichts der ungeklärten Haushaltslage im Januar drohen“, sagt Diakonie-Vorständin Karin Altenfelder bei einem Besuch des Cafés.
Warmes Essen, medizinische Versorgung und Zeitschrift
Eileen Bumann, bei der Inneren Mission für den Bereich Wohnungslosenhilfe verantwortlich, und Einrichtungsleiter Rüdiger Mantei stellten Karin Altenfelder die Räumlichkeiten und die verschiedenen Angebote vor.
Wer ins Café Papagei kommt, erhält warmes Essen und Getränke, kann duschen und Wäsche waschen. Hier gibt es eine Poststelle, und auch die mehrfach preisgekrönte „Zeitschrift der Straße“ hat im Café ihr Vertriebsbüro. In einem Zimmer befindet sich sogar eine von der Ärztekammer zugelassene Praxis, in der Mediziner ehrenamtlich dreimal wöchentlich ihre Patient*innen behandeln.
In den Räumen herrscht absolutes Drogenverbot.
Finanzierung für 2024 noch immer ungeklärt
Zum Café Papagei gehört auch das Streetwork des VIM. Die insgesamt 14 Mitarbeitenden betreuen unter anderem den Wärmebus auf der Bürgerweide, sind auf dem Lucie-Flechtmann-Platz in der Neustadt sowie im Nelson-Mandela-Park hinter dem Hauptbahnhof im Einsatz sowie aufsuchend auf den Straßen Bremens unterwegs. Doch dies alles steht nun auf der Kippe. Die Wohnungslosenarbeit des VIM wird refinanziert und ist ohne Mittel der Sozialbehörde nicht zu leisten. „Wir schwimmen gerade völlig. Stand jetzt“, betont Eileen Bumann, „steht uns ab Januar nur ein Viertel der bisherigen Summe zur Verfügung. Das bedeutet, dass wir dann nur noch 2,5 Vollzeitstellen im Streetwork haben werden.“
Statt der 14 Mitarbeitenden wären dann wohl nur noch vier für die Wohnungslosen in Bremen aktiv. „Wir sind jetzt ein Spitzenteam“, sagt Rüdiger Mantei. Aber dass sich die Kolleg*innen nun nach neuen Jobs umschauten, sei angesichts der völlig unklaren Situation nur verständlich. Spätestens am 15. Dezember soll der VIM erfahren, wie es finanziell weitergeht – gerade mal zwei Wochen vor Beginn des neuen Jahres.
„Diese Arbeit ist gelebte Nächstenliebe und unterstützt den sozialen Frieden in unserer Stadt“
„Wie hier mit Menschen, Institutionen und Ressourcen umgegangen wird, ist nur schwer auszuhalten“, sagt Karin Altenfelder. Sie möchte sich gar nicht vorstellen, wie groß der Schrei der Entrüstung sein wird, wenn das Klientel der Streetworker*innen im neuen Jahr ohne Unterstützung dasteht. „Diese Arbeit ist gelebte Nächstenliebe und unterstützt den sozialen Frieden in unserer Stadt.“ Die positiven Reaktionen von Anwohner*innen und des Beirats auf die Arbeit des Streetworks im Nelson-Mandela-Park in diesem Sommer spräche für sich. „Die Vertreibung der Wohnungslosen vom Hauptbahnhof ohne Schaffung von Akzeptanzräumen sehe ich schon sehr kritisch. Nun aber auch noch wichtige Anlaufstellen wie den Wärmebus auszubremsen, ist überhaupt nicht mehr nachzuvollziehen“, so die Landesdiakoniepastorin.
Auf dem Fest zum 60. Geburtstag der Diakonie Bremen auf dem Marktplatz wurde für die Wohnungslosenhilfe in der Diakonie gesammelt. 675 Euro kamen zusammen, die auf 900 Euro aufgestockt wurden. Zu gleichen Teilen werden damit nun das Café Papagei, der Kältebus der Johanniter sowie das Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen unterstützt. Rüdiger Mantei möchte davon Instantsuppen kaufen – und diese gerne am Wärmebus ausgeben. Auch im kommenden Jahr.