18. September 2023

"Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit sind keine Gegensätze" 

Jahresempfang der LAG: Gastrednerin Eva Maria Welskop-Deffaa mahnt zur Zusammenarbeit von Politik und Wohlfahrt

„Wir sind die Feuerwehr im Sozialen. Wir sind aber auch die, die sagen, wo es als nächstes brennt.“ Und wo es momentan zündelt, das wusste Eva Maria Welskop-Deffaa genau festzumachen. Die Festrednerin auf dem Jahresempfang der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Bremen e.V. (LAG), seit 2021 Präsidentin des deutschen Caritas-Verbandes, begleitet die aktuellen Haushaltsberatungen in Berlin kritisch. In Bremen, so ihr Eindruck, sei das Verhältnis zwischen Wohlfahrtspflege und Politik ein erfreulich gutes und wertschätzendes. Diese Zusammenarbeit sei enorm wichtig – gerade bei den großen Herausforderungen dieser Zeit.

Caritas-Präsidentin: Kürzungen im Freiwilligendienst machen mich fassungslos

Im Haus der Bremischen Bürgerschaft ging die Caritas-Präsidentin vor allem auf die vier Funktionen der freien Wohlfahrt ein, die in ihren Augen darin liegen, Anbieter von Diensten und Einrichtungen zu sein, als Anwalt für Menschen einzustehen, die Hilfe benötigen, solidaritätsstiftend zu agieren und soziale Innovationen voranzutreiben.

In allen Funktionen könne die Wohlfahrt auch einen wichtigen Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit leisten. Sie betonte: „Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit sind keine Gegensätze.“ Nur mit der Politik als Partner könne man jedoch gute Arbeit leisten. „Wenn ich jetzt sehe, wie brutal beim Freiwilligendienst gekürzt werden soll, dann bin ich fassungslos.“ Auch die Diskussionen um das Deutschlandticket bei gleichzeitigem Festhalten am Dienstwagenprivileg könne sie nicht nachvollziehen, genauso wenig wie die massiven Einsparpläne im Bereich der Eingliederungstitel.

Bremens Caritasdirektor Martin Böckmann begrüßte die Anwesenden aus Politik, unter ihnen die Senatorinnen Dr. Claudia Schilling und Claudia Bernhard, sowie der Wohlfahrtspflege und fasste noch einmal kurz zusammen, was die LAG in Bremen umtreibe: „Wir wollen die Solidarität stärken, die soziale Inklusion verbessern und die Situation der Menschen verbessern.“
Diakonie-Vorständin Karin Altenfelder, die den Abend moderierte, freute sich über das Grußwort von Antje Grotheer. Die Bürgerschaftspräsidentin dankte der LAG für ihren Einsatz: „Sie geben Hoffnung, weil sie da sind. Sie sind der Motor für den sozialen Zusammenhalt.“

"Soziale ist der Koalition sehr wichtig" 

Auch die neue Sozialsenatorin Schilling zollte den Wohlfahrtsverbänden in ihrem Grußwort, das beinahe schon eine kleine „Antrittsrede“ war, ihre Anerkennung. Sie setze auf eine vertrauensvolle Partnerschaft, denn ein gutes Miteinander sei eine wichtige Grundlage. „Das Soziale ist der Koalition in Bremen sehr wichtig.“ Sie sprach die Kindergrundsicherung an, die sie als nicht perfekt empfinde, die aber einen wichtigen Paradigmenwechsel bedeute – von der Holschuld der Familien hin zu einer Bringschuld des Staates. Sie schnitt kurz die Themen Wohnungslosigkeit und die Situation rund um den Bremer Hauptbahnhof an und be-tonte, sie könne die geplanten Kürzungen bei Integrationsleistungen, zum Beispiel auch bei der Migrationsberatung, nicht nachvollziehen.

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